Transkript:
Markus Löning - Unternehmensberater und ehemaliger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung
Mein Name ist Markus Löning. Ich habe vor vier Jahren die Unternehmensberatung Löning Human Rights and Responsible Business gegründet. Wir beschäftigen uns damit, wie Unternehmen die Menschenrechte achten können in allem was sie tun, insbesondere in der Lieferkette. Insbesondere junge Leute interessieren sich sehr viel stärker für diese Fragen, egal ob als Konsumenten oder als Bewerber oder Mitarbeiter bei Firmen. Sie verlangen von Unternehmen dass sie diese Dinge beachten und dass sie einen positiven Beitrag leisten, im Bezug auf Menschenrechte oder in Bezug auf den Kampf gegen den Klimawandel. Da ist noch Luft nach oben. Ich glaube dass es wichtig ist, dass Unternehmen das auch noch stärker als Chance sehen denn als Risikoabwehr, was im Moment noch sehr viele machen.
Wie schafft man Transparenz?
Gerade die im Textilbereich aber auch in anderen Bereichen beschäftigen sich die Unternehmen sehr intensiv damit. Das hat verschiedene Dinge zur Folge. Es gibt zum Beispiel Textilhersteller, die einfach die Zahl der Lieferanten begrenzen. Die sagen statt 8000 oder 7000 Lieferanten begrenzen wir uns auf zwei 3000 Lieferanten oder auf 500 Lieferanten und diese Lieferanten werden in den Verträgen, in den Lieferverträgen dazu verpflichtet, dass sie zum einen Arbeitsstandards einhalten müssen und Umweltstandards genauso, und zum anderen werden sie auch dazu verpflichtet, dass sie sich öffnen müssen für sogenannte Audits, das heißt da kommt jemand und schaut sich an ob die zugesagten Standards auch tatsächlich eingehalten werden. Das ist ein wichtiger Weg. Sehr wichtig wäre auch dass die Industrien da auch untereinander Informationen austauschen, weil, es kann ja nicht jeder Kunde einer Fabrik irgendwo ein Audit bestellen, das ist auch viel zu teuer. Sinnvoll wäre es, da Daten besser zu poolen als es derzeit der Fall ist.
In dieser ersten Stufe der Lieferkette geht es, was die Transparenz angeht danach multipliziert sich das natürlich, können sich vorstellen, 3000 Lieferanten. Jeder von den Lieferanten hat wiederum 50, 100, 200 Zulieferer. Dann geht das exponentiell, nimmt die Zahl der Lieferanten zu und dann wird es sehr sehr schwierig das im Auge zu behalten. Auch da hilft Technologie da gibt es Ansätze, Blog Chain die helfen können. Es gibt Ansätze im Bereich Big Data, die helfen können. Da ist einfach im Moment auch noch viel in Entwicklung. Eine perfekte Lösung gibt es noch nicht, aber viele verschiedene Leute arbeiten daran.
Was kann ich als Verbraucher tun?
Ich finde, was wichtig, ist so mache ich es zumindest, aufs Etikett zu gucken, was stehtda drauf. Immer die Verkäufer fragen. Es interessiert mich, wo ist das hergestellt. Können Sie etwas sagen. Ist das unter vernünftigen Bedingungen hergestellt. Weil diese die mündliche Kommunikation mit dem Verkäufer immer wieder zu sagen, das interessiert mich ist natürlich etwas was in den Unternehmen auch weiter transportiert wird und wo auch klar wird, ich oder die Verbraucher interessieren sich für diese Fragen.
Es gibt eine ganze Reihe von verschiedensten Siegeln. Manche besiegeln dass eben die Baumwolle bio ist. Andere sagen mehr zum Herstellungsprozess. Die sind sehr unterschiedlich. Wenn so ein Siegel dran ist, auch dann immer nachfragen, was bedeutet das Siegel. Ich finde es gut, dass es ein Siegel gibt, aber ich möchte auch wissen, was dahinter steckt. Also der Verbraucher hat da, glaube ich, noch eine Menge mehr Macht als viele das glauben.
Wie weit sind wir noch von der Umsetzung der Menschenrechte entfernt?
Also das kommt auf den Maßstab an. Wenn ich sage, wie sah die Welt 1948 aus, dann muss ich sagen, wir haben gigantische Fortschritte gemacht. Es ist gelungen, den Anteil der Hungernden deutlich zu reduzieren, die Alphabetisierung gerade bei Frauen, bei Mädchen ist deutlich besser geworden. Die Müttersterblichkeit hat abgenommen. Die absolute Armut hat abgenommen. Also es ist vieles vieles sehr viel besser geworden. Aber mit dem Kampf für die Menschenrechte ist es so ein...das ist so etwas wie der ewige Sisyphos, also es ist nie ganz vorbei. Es ergeben sich auch immerwieder neue Herausforderungen.
Das Beispiel Verlagerung von Produktion aus Europa nach Asien ist dafür ein gutes. Das ist am Anfang mit sehr vielschlechten Arbeitsbedingungen verbunden gewesen in Asien. Langsam kommt es da zu einer Verbesserung, aber das wird auch noch eine Reihe von Jahren dauern, bis man da wirklich sagen kann, das ist so, dass alle Teile von so einer Wertschöpfungskette in ihren Rechten wirklich geschützt sind und gut davon leben können. Also nie aufgeben, vor allem nicht die Hoffnung aufgegeben dass es besser wird.